Leben wir in der Endzeit?

  ■ Beim Lesen der vier Evangelien trifft man immer wieder auf Passagen, welche zukünftige in Bezug auf die Heilsgeschichte Gottes mit dem Menschen stehende Ereignisse prophezeien. Dabei werden einige solcher in der Zukunft gemäß der Evangelien statt zu findende Ereignisse eher allgemein angekündigt und andere schon fast ganz genau vorhergesagt. Und wahrscheinlich hätte jeder Menschen, sofern ihn diese ganze Materie interessiert, schon gern gewusst, ob und gegebenenfalls wo und wann denn diese oder jene Verheißung bereits in Erfüllung gegangen sei bzw. wie im einzelnen die betreffenden Prophezeiungen gemeint seien.
Nun, grundsätzlich muss es uns klar sein, dass das von Gott inspirierte prophetische Wort nicht leicht zu verstehen ist. Oft, ja sogar in der Regel wissen die betreffenden menschlichen Träger der Prophezeiungen, die Mittler oder Propheten, selber nicht, wie genau der Inhalt der heilsgeschichtlichen Ankündigungen, welche Gott durch sie an die Menschen richtet, aufgefasst werden soll oder zu welcher Zeit und auf welche Weise er eintritt. Denn unser begrenzte menschliche Verstand kann sich ja wohl kaum mit der Tiefe des Reichtums der Gedanken Gottes messen bzw. sie voll begreifen und inhaltlich erschöpfen! Daher können wir immer nur versuchen, den Sinn der betreffenden Worte zu erschließen - ohne zu vergessen, dass wir keinen Anspruch auf Vollständigkeit bzw. Richtigkeit und Unfehlbarkeit unserer Interpretation erheben können! Deswegen ist es umso wichtiger, diesen Auslegungsversuch unbedingt und ausschließlich im Zusammenhang mit und in Entsprechung zu der gesamten christlichen Offenbarungslehre, wie sie nämlich von der kirchlichen Tradition der katholischen Kirche gelehrt wird, zu unternehmen. Denn sonst landet man garantiert im Irrtum.
Eine andere Schwierigkeit der Interpretation solcher prophetischer Texte besteht darin, dass damit nicht immer und nicht unbedingt nur ein einziges Ereignis gemeint sein müsste. Es ist sehr wohl im Bereich des Möglichen, dass damit Bezug auf verschiedene Ereignisse zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Zusammenhängen genommen werden könnte. Oder die Prophezeiung ist so intendiert, dass sie in einem bestimmten historischen Ereignis entweder teilweise oder sozusagen “komplett” in Erfüllung gehe. Schließlich kann es ja auch sein, dass damit nicht unbedingt eine äußerlich wahrnehmbare Handlung oder Tat angesprochen, sondern Bezug auf einen bestimmten geistigen oder moralischen Zustand einer Gruppe, eines Volkes oder der Menschheit insgesamt genommen werde.
■ Zu einer der markantesten und am schwersten zu verstehenden Prophezeiung des Neuen Testamentes gehört neben der Geheimen Offenbarung des heiligen Apostels Johannes, einem eigenen und in der kanonischen Reihenfolge letzten Brief des Neuen Testamentes, zweifelsohne auch jener Abschnitt, welcher im 24. Kapitel des Matthäus-Evangeliums zu finden ist. Ein längerer Auszug daraus (Mt 24, 15-35) findet sich im Evangelium der hl. Messe vom 24. und letzten Sonntag nach Pfingsten wieder und beschreibt die große Drangsal der letzten Tage bzw. die sichtbaren Zeichen der Endzeit.
So heißt es da zunächst aus dem Munde Jesu: “Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung, von dem der Prophet Daniel gesprochen hat, an heiliger Stätte seht - wer es liest, der beachte es wohl! - dann sollen die Leute in Judäa ins Gebirge fliehen.” Wenn man diese Worte liest, ist man sowohl ziemlich überrascht als auch richtig schockiert. Wie, hat man sich nicht verlesen, wird hier wirklich davon gesprochen, dass nicht nur irgendein großes und beachtliches Unrecht, sondern wirklich sogar ein richtiger “Greuel”, eine kaum zu übertreffende katastrophale Untat, stattfinden werde? Und dazu noch ein “Greuel der Verwüstung”, so dass danach nichts mehr übrig bleibt (Wüste!), was substantiell erforderlich ist für die wohl eher geistig-moralische Existenz der Menschen bzw. für das Heil der gesamten Welt?
Es wird also gemeint, dass sich etwas Schreckliches, bis dahin nie Dagewesenes, sonst völlig Unvorstellbares nicht nur irgendwo, sondern sogar im höchsten Heiligtum ereignen werde. Und dieses schreckliche Ereignis soll einer “Verwüstung”, einem kompletten Ruin gleichkommen, wodurch die Grundlagen des gesamten Daseins schonungslos erschüttert bzw. gänzlich durcheinander gebracht werden sollen.
Etwas weiter kündigt Jesus an, dass “eine so große Drangsal eintreten (werde), wie es von Anbeginn der Welt bis jetzt keine gegeben hat noch je geben wird.” Also wird davon gesprochen, dass die betreffende Bedrängnis so stark und so umfangreich sein werde, wie man sie sich nicht ausmalen könnte, wie sie dem kühnsten menschlichen Geist nicht einfallen würde. Diese schreckliche Not, die dadurch entstehe, werde so intensiv sein, dass sich jeder ohne Ausnahme vor ihr gewaltig in Acht nehmen müsse, ja ihr letztendlich niemand auf die Dauer gewachsen sei: “Ja, würden jene Tage nicht abgekürzt, so würde kein Mensch gerettet werden. Aber um der Auserwählten willen, werden jene Tage abgekürzt.” Was genau hat Jesus damit gemeint bzw. wie ist es gemeint? Wir stoßen an die Grenzen unserer Fassungs- bzw. Vorstellungskraft. Die erste Christengeneration brachte diese Worte mit der historischen Zerstörung Jerusalems und der Verwüstung des jüdischen Tempels durch die heidnischen Römer im Jahre 70 nach Christus in Verbindung. Kann das so sein? Durchaus möglich, einiges könnte dafür sprechen.
Aber vielleicht wird damit unter anderem auch jedes absichtliche und mutwillige Leugnen der Wahrheit Jesu Christi durch die Menschen gemeint, wodurch wir doch ebenfalls eine Art “Greuel” an der göttlichen Wahrheit, “an heiliger Stätte”, begehen bzw. geistige “Verwüstung” für uns und die anderen anrichten? Zumal ja die Sünde gegen den Heiligen Geist, “die Lästerung wider den Geist”, die ja eine vollbewusste und entschiedene Festlegung gegen Gott ist, als so schwerwiegend, furchtbar und radikal angesehen wird, dass sie nach den Worten Jesu “nicht vergeben wird”, “weder in dieser noch in der zukünftigen Welt” (vgl. Mt 12, 31f).
Jesus fügt noch eine Präzisierung hinzu: “Wenn dann jemand zu euch sagt: Seht, hier ist der Messias, oder: dort!, so glaubt es nicht. Denn es werden falsche Messias und falsche Propheten auftreten und große Zeichen und Wunder wirken, um so möglichst selbst die Auserwählten irrezuführen. Seht, Ich habe es euch vorhergesagt. Wenn man also zu euch sagt: Seht, in der Wüste ist er, so geht nicht hinaus; seht, in den Gemächern, so glaubt es nicht.” Also muss die betreffende Endzeit wohl damit zu tun haben, dass gewisse Leute auftreten werden, welche sich in ihrem furchbaren Stolz und der gewaltigen Vermessenheit sogar für den Messias selbst, den menschgewordenen Gott, ausgeben. Obwohl Jesus, der in den Schriften des Alten Testamentes verheißene Messias, in dieser Welt bereits erschienen ist und Sein historisches Erlösungswerk zum Heil der Menschen vollbracht hat, werde jemand wohl trotzdem den Versuch unternehmen, Ihn in Seinem göttlichen Anspruch zu verneinen, und die Behauptung aufstellen, statt dessen selbst dieser Messias zu sein!
Somit wird hier die künftige komplette moralische Perversion angedeutet: Gut und Böse sollen wohl verdreht, Himmel und Hölle vertauscht, Heilig und Sünde durcheinander gebracht werden. Die Menschen sollen dadurch wohl nicht mehr erkennen können, was richtig und was falsch, wer Gott und wer der Teufel ist, wo das Heil zu finden sei und wo das Verderben auf einen lauere. Interessanterweise bezeichnet das griechische Wort diabolos, welches für Teufel steht und von welchem das lateinische diabolus abgeleitet wird, jemand, der alles durcheinander bringt und wirbelt. Und Jesus unterstreicht ja auch ausdrücklich, dass diese “falsche Messias und falsche Propheten” sogar “große Zeichen und Wunder wirken” würden, um “selbst die Auserwählten” in die Irre zu führen. Also solle man sich als Jünger Christi nicht täuschen und vom wahren Erlöser und der wahren Heilslehre abbringen lassen, wenn versucht werde, den Herrschaftsanspruch der Unterwelt sogar mit (scheinbaren oder echten?) Wundern zu unterstreichen. Der Teufel ist ja bekanntlich in mancherlei Hinsicht ein Nachäffer Gottes und versucht somit - um als Gott zu erscheinen und sich an Seine Stelle zu setzen - auch auf diesem Gebiet der Zeichen und Wunder Gott vorzutäuschen und nachzumimen!
■ An dieser Stelle drängt sich Ihnen, verehrte Leser, wahrscheinlich schon von selbst die Frage auf, ob denn die beschrieben Endzeit nicht unwesentlich mit der konkreten Situation zu tun habe, in welcher sich gegenwärtig vor allem die katholische Kirche befinde. Wenn man beachtet, dass in der offiziellen postkonziliaren “Kirche” das wahre hl. Messopfer weitestgehend abgeschafft und an seine Stelle eine künstliche und im Geiste des Protestantismus “zusammengeschusterte” “Eucharistiefeier” gesetzt worden ist, in welcher ja der liturgische Opfergedanke entstellt und Gewicht auf das Mahlgeschehen gelegt wird, dann kann man diese Entwicklung ja wohl durchaus unter der Überschrift “Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte” einstufen.
Und wenn dann noch berücksichtigt wird, dass durch die zusätzliche Verfälschung der Wandlungsworte der hl. Messe und die essentielle Veränderung einiger anderen Sakramente - vor allem sei hier das Weihesakrament zu erwähnen -, sogar deren Ungültigmachung herbeigeführt und somit der Gnadenstrom abgewürgt worden ist (allem Anschein nach absichtlich!), dann ist man hier wohl ebenfalls berechtigt, von jener massiven geistigen Leere und Wüste zu sprechen!
Und stellen denn alle diese “Reformen” nicht eine gewaltige “Drangsal” und Not für jene katholischen Gläubigen dar, welche diese ganze desaströse Entwicklung innerhalb des offiziellen Katholizismus der vergangenen Jahrzehnte mit größter Sorge verfolgen? Wie soll man es denn bitte verstehen, dass der Abfall vom überlieferten katholischen Glauben von offiziellen Instanzen mit Lob, Anerkennung, Ehren und Posten belohnt wird. Dagegen gehört man bei denselben “Hirten”, wenn man nämlich diesen Verrat durchschaut hat und ihn beim Namen nennt und unerschütterlich und ohne falsche Kompromisse die Treue zum Glauben der Väter hält, sofort zu den Kritisierten, Ausgelachten, Beschimpften, Verpönten, Ausgestoßenen, “Exkommunizierten”... Und das alles im Namen der vermeintlichen katholischen Kirche bzw. unter Berufung auf angebliche Päpste als Nachfolger des hl. Petrus und Stellvertreter Christi auf Erden!
Leute, die innerhalb der “Konzilskirche” vorgeben, Priester, Bischöfe und Päpste zu sein, tun in zentralen Fragen oft praktisch das Gegenteil von dem, was eigentlich ihre heilige Pflicht wäre: statt den wahren Glauben zu verteidigen, leugnen sie ihn; statt die katholische Liturgie zu schützen, belächeln sie sie und geben sie dem Spott preis; statt Christus zu predigen, preisen sie lieber die anderen Religionen, den Irrtum und die Verirrten an! Damit tun sie praktisch genau das, was sich die übelsten Feinde der Kirche auf ihre Fahnen geschrieben haben und seit geraumer Zeit hartnäckig verfolgen: die katholische Wahrheit mit Häresie, Glaubensabfall und Lüge zu vertauschen, die christliche Sittlichkeitslehre mit der Sünde zu vermischen, richtig und falsch für die unsterblichen Seelen nicht mehr erkennbar zu machen! So wird dogmatische Unsicherheit und moralische Orientierungslosigkeit erzeugt - letztendlich der wahre Gott mit dem Fürsten dieser Welt ersetzt!
Wäre es nun wirklich weithergeholt, bei solchen “Hirten” von jenen “falschen Messias und Propheten” zu sprechen, vor welchen uns Jesus gewarnt hat? Hat es denn im Lauf der Kirchengeschichte schon einmal “eine so große Drangsal” gegeben, dass man nämlich, um den heiligen Glauben nicht zu verraten und um wirklich katholisch zu bleiben, den offiziellen “katholischen” Autoritäten nicht mehr folgen durfte, ja jene Institution (der “Konzilskirche”), welche von der Gesellschaft, Politik und breiten Öffentlichkeit gegenwärtig (irrtümlicherweise) als die “katholische Kirche” angesehen und anerkannt wird, um der Treue zu Christus und der katholischen Wahrheit und Kirche willen ablehnen musste?
“Eine so große Drangsal” hat es “von Anbeginn der Welt bis jetzt” wohl wahrlich noch “keine gegeben”! Man bedenke auch, in welche gewaltige seelische Not man durch dieses praktische Überlaufen der postkonziliaren “Kirche” zu den Gegnern und Feinden eines echten Katholizismus vor allem jene Katholiken stürzt, welche Jesus Christus und Seine Kirche lieben und Ihm bzw. ihr unbedingt treu bleiben wollen...!
■ Ist nun jene Prophezeiung Christi in der heutigen Zeit in Erfüllung gegangen? Das entzieht sich trotz allem, was wir bereits erörtert haben, unserer genauen Kenntnis, darauf können wir keine vollumfassende oder endgültige Antwort geben. Denn wir wissen ja auch nicht, was die Zukunft noch so alles für die Menschheit bereit hält. Daher sollten wir uns auch hüten, sichere bzw. absolut unfehlbare Behauptungen bezüglich dieser Endzeitthematik aufzustellen - da haben schon so manche Schiffbruch erlitten.
Aber eins können wir jenen Worten Jesu in jedem Fall als gesicherte Erkenntnis entnehmen, dass nämlich ein Christ zu jeder Zeit in einer Art Endzeit lebt, weil wir ja an keinem Tag umhin können, Entscheidungen für oder gegen Gott und die Wahrheit zu treffen. Sind wir doch jeden Tag aufgerufen, uns für Ihn zu entscheiden und Ihn “von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit allen unseren Kräften” zu lieben, wie es ja im ersten und entscheidenden Gebot Gottes heißt! Und dies hat dann in dieser oder jener Form und in diesem oder jenem Umfang immer Auswirkungen auf unser gesamtes Dasein und somit vorzüglich auch auf unsere Beziehung zum Herrgott und auf das ewige Heil.
Vielleicht ist es etwas zu vereinfacht, unter der “Endzeit” ausschließlich die mehr oder weniger letzte und unmittelbare Zeit vor dem Ende der Welt und dem Jüngsten Gericht anzunehmen. Vielleicht sollten wir die “Endzeit” in gewisser Hinsicht auch als zu jeder Zeit gegeben ansehen, nachdem nämlich Jesus Christus, das “Wort” Gottes, welches “bei Gott war” und selbst “Gott war” (Joh 1,1), “in die Welt kam” (Joh 1,9) und “in der Finsternis leuchtet” (Joh 1,5). So ähnlich leitete ja auch Jesus Seine Predigt ein: “Bekehret euch; denn das Himmelreich ist nahe” (Mt 4,17).
Somit besteht die Dringlichkeit unseres entsprechenden engagierten Handelns und des kompromisslosen Eintretens für Gott, die Wahrheit und die Kirche zu jeder Phase und in jeder Periode unseres Lebens. Denn wir können ja auch jeden Tag auf diese oder jene Weise dem “Greuel der Verwüstung” begegnen, eine “große Drangsal” erleiden oder einem Pseudo-Christus oder falschen Propheten zum Opfer fallen - unbeschadet der Tatsache, dass sich eine solche unser ewiges Heil betreffende Krise zu bestimmten Zeiten vielleicht noch deutlicher kristallisieren bzw. noch stärker zu Tage treten könnte.
Vielleicht besteht der Endzeitcharakter der Gegenwart darin, dass man heute nicht sozusagen auf Sparflamme sein Dasein als Christ praktizieren, lediglich mit Minimalanstrengung sein Christsein leben kann, ohne nennenswerten Schaden in seiner Gottesbeziehung zu erleiden! Denn wer sich heute im Hinblick auf den Glauben und die Moral der Lauheit und Bequemlichkeit hingeben wollte und dann noch hoffen sollte, es werde so auch schon irgendwie gehen, der wird glaubensmäßig so oder so untergehen. Denn wenn solche äußeren bzw. subtilen Widerstände gegen das überzeugte Christsein und den gesunden Katholizismus vorliegen, wie sie heute von uns leider als gegeben hingenommen werden müssen, dann ist von uns ein entschiedenes, überzeugtes, hingebungsreiches und lebendiges Christentum gefordert!
Wie oft gibt es denn Lebensbeispiele, wo jemand dachte, sich für seinen Glauben nicht unbedingt groß interessieren und anstrengen zu müssen; wo jemand meinte, irgendwelche nennenswerten Kompromisse mit dem Unrecht, der Unwahrheit oder der Sünde in Kauf nehmen bzw. sich mit ihnen arrangieren zu dürfen; wo es jemand vorzog, lieber mehr Rücksicht (als zulässig gewesen wäre) auf das Geschwätz der Nachbarn, auf den Ruf in der Verwandtschaft, auf das Ansehen und die öffentliche Meinung im Dorf oder in der Gesellschaft nehmen zu sollen...
Und das Ende von alledem? Man geht “notgedrungen” noch mehr und noch weiter reichende unzulässige Kompromisse ein, der Eifer erlischt, die Lauheit wächst, die Gleichgültigkeit nimmt zu. Und von diesem Stadium aus ist es wahrlich kein weiter Weg mehr, den Glauben mehr oder weniger gänzlich verschütten zu lassen bzw. immer mehr in den Hintergrund zu schieben und zu vergessen. Wie soll man denn dann auf diese Weise den Glauben retten, bewahren und lebendig erhalten können, zumal angesichts der heutigen massiven Versuchungen gegen den gesunden christlich-katholischen Glauben?
Nein, lassen wir uns durch die obigen warnenden Prophezeiungen Christi aus einem etwaigen geistigen Schlaf wecken bzw. ganzheitlich aufrütteln! Jesus ermahnt Seine Jünger in der obigen Prophezeiung, nach dem Erblicken jenes “Greuels der Verwüstung an heiliger Stätte” alles stehen und liegen zu lassen ...und zu fliehen! Vielleicht wird durch diese Aufforderung zur Flucht, zum Fliehen (aus den eingefahrenen und zur gefährlichen und das ewige Heil bedrohenden Gewohnheit gewordenen Strukturen!) gerade die Dringlichkeit unseres Handelns, unseres energischen und kompromisslosen Eintretens für Gott, den unverfälschten katholischen Glauben und die christlichen Sitten betont.
Manchmal ist es eben höchst förderlich, einen heilsamen Schock zu erleiden. Ja, Jesus ist der sanftmütige und vergebungsbereite Heiland, der dem verlorenen Schaf nachgeht und es mit Herzensgüte und tiefer innerer Freude auf Seinen Schultern zur Herde zurückträgt (vgl. Lk 15,4-6). Aber Er weiß auch sehr ernste, ja uns bisweilen sogar schockierende Worte zu finden, welche durch Mark und Knochen gehen, sollte dies bei jemand, der es mit Ihm nicht ernst genug meint, erforderlich sein.
“Dann wird das Zeichen des Menschensohnes [das Kreuz] am Himmel erscheinen. Alle Geschlechter der Erde werden wehklagen. Und sie werden den Menschensohn kommen sehen in den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit. Er wird Seine Engel aussenden mit lautem Posaunenschall, und sie werden Seine Auserwählten sammeln von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum anderen. ... Himmel und Erde werden vergehen, aber Meine Worte werden nicht vergehen.”

P. Eugen Rissling


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